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C.23   BESCHEIDENHEIT - SINN FÜR REALITÄTEN

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1. sich nach der Decke strecken müssen (ugs.)

mit wenig auskommen, sparsam sein müssen; sich seinen bescheidenen Verhältnissen anpassen müssen (Duden - Redewendungen, ³2008)


(
http://de.comparis.ch/krankenkassen/forum/Message.aspx?IntMessage=35039): < Forumsbeitrag > - Als ich im Jahre 2000 Vollinvalide wurde, hatte ich mich nach der Decke zu strecken und suchte mir die günstigste Versicherung. Dabei wählte ich KPT. Nun stellte ich jedoch fest, dass KPT nicht den besten Service bietet (lange Wartezeiten auf Rückerstattungen - bis zu 2 Monaten). Deshalb wechsle ich wieder zurück zu meiner früheren Kasse, der SWICA. SWICA rechnet nicht zentralisiert ab. 2 x pro Woche werden Rechnungen elektronisch verarbeitet und die Rückvergütungen ausgelöst. Somit ist eine Wartezeit von z.T. unter 10 Tagen für die Rückerstattungen von Rechnungen gewährleistet. Diesen guten und schnellen Service lasse ich mir gerne CHF 30.-- pro Monat mehr kosten. - (Antwort): Wenn Sie sich nach der Decke strecken müssen,  sollten Ihnen eigentlich Fr. 30 pro Monat nicht egal sein. Rechnen Sie mal aus, was die etwas längere Wartezeit für die Rückvergütung zinsmässig ausmacht, so gut wie gar nichts!-

(
http://gruene-velen.de/archiv/2000/20001218b.htm ): < Pressemitteilung > - Für das kommende Haushaltsjahr 2001 erwartet die Gemeinde Velen dank rotgrüner Steuerreform, zusätzlich rückläufige Einnahmen. Die Kämmerer aller Kommunen werden sich nach der Decke strecken müssen, und das ist gut so! Nur knappste Haushaltsansätze fordern von der Verwaltung ein ständiges Streben nach der wirtschaftlichsten Lösung, schließlich handelt es sich um Finanzmittel aus gebührenpflichtigen Abgaben und Steuern.-

(
www.rueddel.net/rueddel.net/2004/thema_aktuell.htm): < Pressemitteilung > - ARD und ZDF müssen jetzt Signale zur Mäßigung, Zurückhaltung und Selbstkritik senden. Die Anstalten müssen Bürokratie abbauen und Produktivitätsreserven ausschöpfen, um Kostensteigerungen z.B. durch die Inflation auszugleichen. Eine Nullrunde würde der Akzeptanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der Gesellschaft gut tun. Alle müssen sich nach der Decke strecken, auch ARD und ZDF.-

(
www.textlog.de/tucholsky-biographie-viele.html): < Literarischer Beleg für diese Phrasem.> - Auszug aus "Erzählungen und Prosastücke. Gesammelte Belege 1907-1935.  Biographie für viele: (...). Aber wie ist das gekommen? Aus der Flamme ist ein Herdfeuer geworden, ein stilles, nahrhaft wärmendes Herdfeuer, und das ist nun auch erloschen. Er schreibt und ist fleißig und wird gelesen und ist ein vorzüglicher Techniker. Herz? Empfindung? Rührung? Humor? Aber gern. Aber bitte, gern und gleich. Er liest auch wohl mitunter noch in seinen alten Büchern, ›an denen er einst die Kraft seiner Jugend geübt hatte‹. Er denkt auch wohl mitunter noch an die alten Tage – aber er mag nicht gerne an sie denken. Es ist so etwas wie Scham dabei. Aber das ist selten. Er hat auch schon eingesehen, dass man sich nach der Decke strecken müsse, und dass man nicht damit weiter kommt, immer das Äußerste zu verlangen, Begnügsamkeit – wie hübsch das klingt. Begnügsamkeit ... Und es geht doch auch so, nicht wahr, es geht doch auch so. Manchmal hört er die jungen Leute stürmen und poltern – wie er einst gestürmt und gepoltert hatte, und dann lächelt er und denkt: (Sie werden schon wieder klein beigeben). Aber ihm ist nicht sehr wohl bei diesem Lächeln.
 
- Die Wendung meint eigentlich, dass man, wenn man unter einer kurzen, bescheidenen (Bett)decke schläft oder wenn mehrere Personen unter einer Decke schlafen, darauf achten muss, dass man nicht am Rücken oder an den Füßen friert. (Duden).



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2. die Kirche im Dorf lassen < Das Phrasem wird zumeist in Aufforderungen verwendet mit den Modalverben „müssen“ und „sollen“ oder – seltener – auch im Imperativ. >

etwas im vernünftigen Rahmen belassen, nicht übertreiben (Duden - Redewendungen, ³2008)

             
(
www.faz.net/): < Das Phrasem in der Überschrift eines Beitrages soll die spontane Neugier des Lesers wecken und zum Weiterlesen einladen. Es enthält in nuce das Wesentliche des Beitrages.> -  Wir sollten die Kirche im Dorf lassen“. Im Auto sei die Gesundheitsgefahr durch den Qualm sehr hoch. 17. Februar 2007 Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee hat Überlegungen für ein Rauchverbot am Steuer eine Absage erteilt. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Verkehrssicherheit durch Rauchen am Steuer beeinflusst wäre, sagte der SPD-Politiker am Samstag in Berlin. Daher gebe es keine Überlegungen in seinem Hause, das Rauchen am Steuer zu verbieten. „Ich denke, wir sollten die Kirche im Dorf lassen“, sagte er. Zuvor hatte sich die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, für ein Rauchverbot in Autos ausgesprochen. „Wir prüfen gerade, ob und wie es möglich ist, Rauchen beim Autofahren zu verbieten“, sagte die SPD-Politikerin dem Bremer „Kurier am Sonntag“ laut Vorabbericht.-

(
http://www.mvregio.de/nachrichten_d/22593.html; 28.11.2006): Zu der Rede des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber auf dem Bundesparteitag der CDU, erklärt SPD-Generalsekretär Hubertus Heil: Edmund Stoiber sollte die Kirche im Dorf lassen. Er glaubt doch nicht im Ernst, dass der aktuelle Wirtschaftsaufschwung durch die Regierungsbeteiligung der Union alleine zustande gekommen ist. Es war die SPD, die in den letzten Jahren die notwendigen Reformen eingeleitet hat. Diesen Weg geht die große Koalition konsequent weiter. Es sind die Sozialdemokraten, die mit für diesen Wirtschaftsaufschwung verantwortlich sind, weil sie auch in schwierigen Zeiten den Mut hatten, die Verantwortung für das Regierungshandeln in Berlin zu übernehmen. Das unterscheidet sie im Übrigen von Edmund Stoiber.-

(
www.daserste.de/plusminus/beitrag_dyn~uid,g0ejtzmp87ttul85~cm.asp): (K)ein Ende der Bescheidenheit!? Seit Wochen streiten Arbeitgeber und Gewerkschafter darüber, ob diese Bescheidenheit 2007 enden muss. "Wir müssen die Kirche im Dorf lassen, wir dürfen unsere Vorsprünge nicht aufgeben. Was nützt die gute Weltkonjunktur, wenn die Aufträge an uns vorbeigehen, wir dürfen uns das nicht von Lohnpolitik kaputt machen lassen", sagt Martin Kannegiesser vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall. - "Für Lohnforderungen von Gewerkschaften passt es nie. Wenn es sehr gut läuft in der Wirtschaft, dann soll man nicht viel fordern, damits nicht schlechter wird. Und wenn schlecht ist, dann soll man nicht viel fordern, damit es besser wird. Also für Lohnforderungen passt es nie. Wir sagen: die wirtschaftliche Lage ist gut und deshalb müssen die Arbeitnehmer auch ordentlich beteiligt werden", widerspricht Detlef Wetzel von der IG Metall NRW.-

(
http://lesebuch.net/leseproben/20-schorsch.htm): < Nachkriegserinnerngen aus dem Saarland. Das Phrasem wird hier in gesprochener Sprache verwendet. Zu den historischen Fihuren siehe unter Marie-Pierre Kœnig und Gilbert Grandval. > - Vaters Rad. Eine saarländische Kindheit 1945 – 1956. Schorsch der Gendarm. Dienstag, 19. März 1946. Der Gendarm bestand auf einem Protokoll. Schließlich sei ein Brand von erheblichem Ausmaß entstanden, der leicht vom Schuppen auf das Wohnhaus hätte übergreifen können, wodurch eine nicht unerhebliche Gefahr für Mensch und Tier hätte entstehen können. "Schorsch", sagte Vater zu dem Gendarm, der eigentlich Georg hieß, "lass die Kirche im Dorf und pack deine Papiere wieder ein!" "Ausgeschlossen", sagte der Dorfpolizist. Es sei ihm vom Brandmeister der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr gemeldet worden, dass der Brand durch explodierende Munition entstanden sei. Der Besitz von Waffen und Munition sei jedoch verboten. Vor allem aber sei der Gebrauch derselben, sowohl nach saarländischem Strafrecht, als auch aufgrund der Verfügungen der französischen Militärbehörden strafbar. Bei Todesstrafe strafbar! In einem solchen Falle könne er von Amts wegen nicht die Augen verschließen. Er habe schließlich auch Familie und dürfe seine Stellung nicht gefährden, was unweigerlich geschähe, wenn dieser Vorgang dem Hohen Kommissar Grandval in Saarbrücken oder gar General Koenig in Baden-Baden höchstpersönlich vorgelegt werde. "Schorsch", sagte Ullis Vater, "du bist ein Depp!" "Ich bin im Dienst", entrüstete sich der Gendarm, "das ist eine Amtsbeleidigung!" "Schorsch, ich sage dir nun ein für alle Mal: Pack deine Papiere zusammen und verschwinde." Ulli kannte diesen Ton an seinem Vater. Von diesem Moment an ging der Gendarm haarscharf an einer Ohrfeige vorbei. Offensichtlich wusste das auch Schorsch der Dorfpolizist, der Vater aus der Schulzeit kannte, denn als sich Ullis Vater wortlos vom Tisch erhob, raffte der Gendarm eilig alle Papiere zusammen und steckte sie in seine Tasche. "Unter Protest", sagte er, "ich gehe unter Protest! Aber ich komme wieder! Verlass dich drauf!" "Gut!", sagte Ullis Vater, "Bring Grandval mit - oder General Koenig - dann reden wir weiter." 

-Die Wendung beruht auf der Vorstellung, dass der angemessene Platz der Kirche in der Mitte eines Dorfes ist.



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3.  jmdm. fällt keine Perle (5) /bricht kein Zacken (291)aus der Krone (, wenn...) (ugs.) < Die Zahlenangaben beziehen sich auf Belege, die im Internet am 27.09.2007 gefunden wurden. >

verwendet man, um jmdm. zu sagen, dass er nicht zu stolz sein soll, etwas (zumeist) Unangenehmes zu tun; jmd. vergibt sich nichts (Duden - Redewendungen, ³2008)

                                       
 
(www.wer-weiss-was.de/theme210/article3341110.html): < Forumsanfrage.> - Hallo ihr lieben Rechtsexperten, jeder Mieter muss ja die "Hausordnung" durchführen. In einem angenommenen Fall müssen die Mieter im 2-Wochen-Wechsel den Hausflur bis zur nächstunteren Etage putzen. Ich denke, eine normale Regelung. Mal angenommen, im Erdgeschoss wohnt eine hochschwangere Frau, die es nicht mehr schafft, den Hausflur zu saugen und putzen. Es ist zu anstrengend und ihr schmerzen währenddessen und danach Bauch und Rücken. Muss sie jemanden bezahlen, der diese Arbeit für sie verrichtet? Kann man in dem Fall das putzen einfach auslassen? Ja eher nicht, da sie gerade im Eingangsbereich wohnt. Angenommen, es findet sich niemand, der dies freiwillig übernähme. danke schon einmal, liebe Grüße, D. - (Antwort): Hallo D. hat das ungeborene Baby denn keinen Papa? Dem bricht kein Zacken aus der Krone, wenn er ein paar Mal im Hausflur den Wischmop schwingt! Grüße von T.

(
www.seniorentreff.de/diskussion/archiv6/a1713.html): < Forumsbeitrag. - In dem kleinen Text findet sich noch ein weiteres  Phrasem: "den Kopf unterm/unter dem Arm haben" = sehr krank. > - Der Doktortitel ist ebenso wenig auf die Ehefrau übertragbar,wie z.B. Pastor oder Pfarrer! Ausnahme: sie hat den gleichen Titel durch Studium erworben. Fälschlicherweise hat "das Volk" die Frau Doktor u.a. so tituliert. Im Übrigen bin ich der Meinung, mir bricht kein Zacken aus der Krone, wenn ich einen Menschen mit dem zu Recht erworbenen Titel anspreche. Ich sage -wenn ich denn hin muss- gerne: „Guten Morgen, Herr Doktor“ und wenn es mir ganz mies geht und ich sage nur kleinlaut: „Hallo Doc“, dann weiß er schon, ich hab den "Kopf unterm Arm", aber, um ihn so an zureden,muss man sich schon sehr gut kennen-oder miteinander gearbeitet haben.-

(
www.wz-newsline.de/sro.php): < Ein Sportler berichtet.> - Ackermann gewann in den letzten vier WM-Einzelentscheidungen der Kombinierer dreimal Gold und einmal Silber – mit einem weiteren Titel würde er in der Rangliste der Einzeldisziplinen an der deutschen Nummer 1 Wehling (vier Gold, eine Bronze) vorbeiziehen. „Mir bricht kein Zacken aus der Krone, wenn ich den Rekord verliere“, meinte Wehling. Ackermann selbst fände „so einen Rekord grandios“. Der Materialtüftler geht mit neuem Schuh, neuem Anzug und Zusatzgewichten auf den Ski an den Start. Der Thüringer hat zwei verschiedene Sprungski-Marken im Gepäck: „Ich habe damit bewusst auf Geld verzichtet und will hier nur den Erfolg.“ -

(
www.bb6.org/print.php?threadid=3202&page=3&sid=36cf1a0ce1855ffb97d9899e44a28789 ): < Forumsbeitrag zum Thema Rauchen.> - Aber mal im Ernst, ich finde schon, dass wir Raucher uns rücksichtsvoller benehmen sollten, als wir es in der Vergangenheit oft getan haben. Mir bricht kein Zacken aus der Krone, wenn ich zum Rauchen vor die Tür gehe oder wenigstens den Raum wechsele, wenn dort z.B. gegessen wird. In Restaurants ist es auch mir nicht angenehm, wenn ich esse und am Nebentisch wird geraucht. Leider denken viele, dass immer nur die anderen Rücksicht nehmen müssen und dann wird eben alles reglementiert und in Gesetze und Verordnungen umgesetzt.

(
www.board.biggy.de/viewedits.php?):  < Forumsbeitrag.> - Weil ich nämlich denke, dass kleine Gesten, die nicht zwangsläufig viel Zeit kosten müssen, die Freundschaft erhalten so oder ähnlich würde ich dies sehen wollen und euch fällt keine Perle aus der Krone, dies ab und zu einmal kundzutun. Und wenn ihr nur ansatzweise denkt, dass ich keine Probleme zu bewältigen habe, täuscht ihr euch gewaltig. Mehr als genug war zu bewältigen, mehr als genug hätte ich versinken können und tausend Gründe hätte ich anführen können, weshalb dieses oder jenes nicht geht, nicht funktioniert. Nur dies überlasse ich gern anderen, versinke nur kurzzeitig und ziehe mich immer wieder an den kleinen, winzigen Freuden im Alltag hoch, denn die gibt es sehr wohl noch.

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