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B.3.1   ETWAS SEHEN bzw. NICHT SEHEN WOLLEN

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1.  (sich) (Plural) Auge in Auge gegenüberstehen

jmdm. ganz nahe gegenüberstehen (Duden - Redewendungen, ³2008)

LEBEN

- Wir vergessen gern, daß Bücher außerordentlich gefährdet sind und beseitigt oder zerstört werden können. Wie alle anderen Werke des Menschen haben sie ihre Geschichte – eine Geschichte, deren Ursprung bereits den Keim eines möglichen und vorstellbaren Endes in sich trägt. (...). Der wesentliche Teil der Lehre und des beispielhaften Schicksals des Sokrates, wie sie Platon schildert und auf die sich später die in dieser Tradition stehenden Denker, wie etwa Aristoteles, berufen, gehört dem mündlichen Sprachbereich an. Sokrates schreibt nicht, er diktiert nicht. Hierfür gibt es entscheidende Gründe. Daß man sich Auge in Auge gegenübersteht, daß man die mündliche Kommunikation in öffentlichen Räumen pflegt, hat eine wesentliche Bedeutung. Die sokratische Methode gehört von vornherein zur Oralität, bei der die reale Begegnung, das Auftreten, die persönliche Anwesenheit des Gesprächspartners unentbehrlich sind. (Auszug aus einem Beitrag von Georges Steiner Buch oder Leben in Lettre International).


 - Der Bahnbeamte meinte, er könne auch persönlich am Bahnhof vorbeikommen, wo er ihm allerdings auch nichts anderes erzählen würde. Schrader nahm ihm spontan beim Wort. Gewisse Sachen waren einfacher, wenn man sich Auge in Auge gegenüber stand

- Sie wollten Ihrem Idol schon immer einmal Auge in Auge gegenüberstehen? Sie möchten die neusten Errungenschaften der Musikindustrie in Aktion erleben? Die speziellen Events auf den Ständen der Musikmesse Frankfurt bieten Ihnen die Möglichkeiten dazu

 - Im Elefantenwaisenhaus in Pinnawela (Sri Lanka) kann man derzeit ca. 70 kleine und große Dickhäuter hautnah erleben. Wer schon immer einmal einer Herde Elefanten Auge in Auge gegenüberstehen wollte, ist hier richtig. Unter den wachen Augen der Pfleger und natürlich gegen ein kleines Trinkgeld kann man die Elefanten streicheln und sich mit Ihnen fotografieren lassen.

 - Den Naturfreunden bieten die Nationalparks einzigartige, ausgedehnte Sumpflandschaften, riesige natürliche Waldgebiete sowie Wanderdünen an der Ostsee. Auch dem Wisent, dem größten Tier Europas, kann man hier Auge in Auge gegenüberstehen. Vogelliebhaber kommen in den Nationalparks ebenfalls auf ihre Kosten; in Polen sind nahezu 80 Prozent der europäischen Vogelarten beheimatet.



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2.  jmdm. nicht unter die Augen kommen/treten dürfen < Die Imperativformen “komm/kommt mir (...) nicht mehr unter die Augen“ sind im Internet sehr oft belegt. >

bei jmdm. durch seine Gegenwart unerwünscht sein   (Duden - Redewendungen, ³2008)


-
Der Vater war sehr zornig, als er merkte, was sein Sohn getan hatte. Er fluchte laut und schrie: "Hol dich der Kuckuck, und komm mir nicht mehr unter die Augen!"

- Na, der hätte mir am nächsten Morgen aber nicht unter die Augen treten dürfen! Ich halte mich wirklich für einen toleranten Menschen, aber das?

-  "Kommt mir die nächsten Tage ja nicht mehr unter die Augen. Ihr seid doch echt blöd." faucht sie die beiden wütend an und nimmt ihre Sachen und verschwindet.

 - "Macht was ihr wollt, aber kommt mir bitte nicht mehr unter die Augen, klar?"



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3. Augen wie ein Luchs haben

ungewöhnlich gut sehen können und alles bemerken (Duden - Redewendungen, ³2008)


< Angaben zur Etymologie des Phrasems.> - Die Redewendung "Augen wie ein Luchs" kommt nicht von ungefähr. Ein Luchs kann eine Maus noch in 75 Metern Entfernung und ein Kaninchen noch in 300 Metern Entfernung erkennen. In der Dunkelheit sind Luchsaugen sechsmal lichtempfindlicher als die des Menschen. Eine wichtige Voraussetzung, um als nachtaktiver Jäger erfolgreich zu sein.

- Die Augen des Luchses mit ihrer gelb- bis ockerbraunen Färbung stehen eng zusammen und überblicken durch diese Anordnung einen weiten zusammenhängenden Bereich. Ihre Sehkraft ist sprichwörtlich: Anerkennend oder auch neidvoll sprechen wir von einem Zeitgenossen, der wichtige Details vor uns erspäht, daß er "Augen wie ein Luchs habe".

 - Detektiv Alpren hatte Augen wie ein Luchs, hell und durchdringend. Kein Detail entging ihm. Aber länger als eine Minute konnte er seinen Blick nicht auf eine Sache konzentrieren.

< Auszug aus dem Buch
"Was Afrika mir gab und nahm. Erlebnisse einer deutschen Ansiedlerfrau in Südwestafrika" von  Margarethe v. Eckenbrecher.  Ernst Siegfried Mittler und Sohn. Königliche Hofbuchhandlung. Berlin 1911.> -  Bis die große Hitze kam, gingen wir zu Fuß nebenher. So in den frischen Morgen hinein zu wandern, ist auch gar nicht anstrengend. Ich hatte auch bald überwunden, daß ich ungewaschen war, und besah mir meine Hände nicht mehr, die in den Riefen ganz allmählich eine tief schwärzliche Färbung angenommen hatten. Die Luft war unglaublich trocken, so trocken, daß uns Lippen, Gesichter und Hände aufsprangen wie zu Hause bei scharfer Luft im Winter, wenn man sich nicht gut abtrocknet. Der Hottentott hatte Augen wie ein Luchs. Bald zeigte er uns Springbockspuren, bald die vom Steinbock und Kudu. Auf einmal, ehe ich mich's versah, hatte ich die lange Peitsche im Arm, die er mir ohne weiteres und in höchster Eile übergab, er selbst riß sein Gewehr aus der Darre, und schon setzte er in langen Sprüngen übers Feld. Gleich darauf fiel ein Schuß, und er brachte mir triumphierend zwei Perlhühner. Wir freuten uns sehr, denn nun gab's Fleisch für den Mittag. („Was Afrika mir nahm und gab“ von Margarethe von Eckenbrecher).



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4. Knöpfe auf den Augen haben (ugs.)

nicht richtig sehen können, etwas nicht wahrnehmen (Duden - Redewendungen, ³2008)


-
Die Pässe liegen doch auf dem Tisch. Hast du denn Knöpfe auf den Augen?

- Die Originaltitel habe ich bei Amazon leider nicht entdecken können, vielleicht hatte ich auch nur Knöpfe auf den Augen.

- < Wanderbericht.> - Die Runde (Bielatal) war eine ganz angenehme Wanderung, die nur kurz hinter der Bennohöhle etwas chaotisch war. Vermutlich hatten wir nur Knöpfe auf den Augen, um den richtigen Pfad zu finden, aber auch mal quer durch den Wald zugehen ist an der Stelle nicht ganz so schlimm. Die Aussichten sind nur an einem Wochentag ohne große Menschenmassen ein Wohlgenuss und deshalb sollte man die Runde nicht an einem Wochenende durchführen.

- Eventuell habe ich ja nur Knöpfe auf den Augen und sehe mal wieder den Wald vor lauter Bäumen nicht? Ein Tipp, wie oder wo ich etwas zum Thema finde, wäre nett.



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5.  etwas Revue passieren lassen

etwas (z.B. ein Erlebnis, eine Reise usw.) in Gedanken oder Worten (noch einmal) an sich vorbeiziehen lassen (Duden - Redewendungen, ³2008)


-
"Auf 144 Seiten kann der Leser erneut alle Höhepunkte eines bewegenden Sportjahres Revue passieren lassen", so Landeshauptmann Sausgruber.

 - Und dann die Erlebnisse des Tages in sonnigen, individuellen, bequemen und mit viel Liebe eingerichteten Zimmern unterm Reetdach Revue passieren lassen. Ihr Aufenthalt in unserem persönlich geführten Hause wird durch unsere ausgezeichnete holsteinische Küche, serviert in unserem gemütlichen Restaurant, gekrönt.

- Zum Jubiläumsjahr des annus mirabilis 1905 wird auf Einsteins Spuren ein Weg in der Stadt Bern angelegt, wo er von 1902-1909 gelebt hat. An rund 90 Stationen kann der interessierte Besucher, unterstützt durch eine umfangreiche Broschüre, die Orte des Lebens und Wirkens von Albert Einstein wandernd oder auch nur lesend Revue passieren lassen. Das reich illustrierte Buch beschreibt die wesentlichen Ereignisse und wissenschaftlichen Errungenschaften des jungen Physikers und Patentbeamten. Es ist in deutscher und englischer Sprache erhältlich.



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6. Stielaugen machen/bekommen/kriegen (ugs.) < Dieses Phrasem findet sich sehr oft im Internet in Textbelegen, wenn männlichen Lebewesen allzu intensiv und auffällig weiblich Reize gleichsam mit den Augen 'verschlingen'.>

auf etwas (z.B. ein neues Auto), was der Betreffende auch gerne hätte, in deutlich sichtbarer Weise mit Überraschung, Neugier, Neid blicken (Duden - Redewendungen, ³2008)


(
http://www.dic.academic.ru/dic.nsf/ger_enc/143614/Stielaugen): Stielaugen machen (auch: bekommen; kriegen) Die umgangssprachlich-scherzhafte Wendung »Stielaugen machen« bedeutet zum einen »ein verblüfftes Gesicht zu machen«. In diesem Sinne steht die Redewendung beispielsweise in folgendem Zitat aus Alfred Anderschs Roman »Die Rote«: »(...) diese alte Hure bekam Stielaugen, als sie die Summe hörte, die ich ihr als Miete bot« (S. 225). Und in Manfred Bielers Roman »Der Bär« heißt es: »In Zerbst hätte das Schalterfräulein Stielaugen gemacht, wenn der Herr Landrat ein Billett nach Berlin löste« (S. 325). - Zum anderen ist die Wendung in der Bedeutung gebräuchlich »auf etwas, was der Betreffende auch gern hätte, in deutlich sichtbarer Weise mit Begierde, Neid blicken«: Die Kinder werden Stielaugen kriegen, wenn sie die Torte sehen.Literatur: Bieler, Manfred: Der Bär. Hamburg: Hoffmann & Campe Verlag, 1983.

-
Ich saß einmal mit einem guten Bekannten und seiner Frau in einem Straßencafé, als er bemerkte, „Schau dir dieses tolle Auto an“. Ein offenes Mercedes Coupé fuhr, von einer ansehnlichen Blondine gesteuert, eben über die Kreuzung. „Und erst noch der Inhalt!“, bemerkte seine Frau halb scherzend, halb giftig. Es kommt bei Männern wie auch bei Frauen vor, dass sie Stielaugen machen oder Augenkontakte suchen mit einem attraktiven Exemplar des anderen Geschlechts.

- Ich bin mir sicher: wenn ein Mann einen mollige Frau hat, die er zwar liebt, wird er trotzdem Stielaugen bekommen, wenn ein Mädchen an ihm vorbeigeht, das superschlank und hübsch ist! Charakter ist leider nicht alles!

- Habe ich da Stielaugen bekommen letzten Herbst, als ich diesen wunderschöne Rosenbogen in Nachbars Garten erblickte!

- Ich habe auch schon solche ultrakurzen Miniröcke getragen und dadurch natürlich die Blicke vieler Männer auf mich gerichtet. Es war wirklich interessant, wie die Männer Stielaugen bekommen haben. Wer viel Mut und schöne Beine hat sollte sich wirklich mal den Spaß machen und diese Miniröcke zu tragen. Ihr seid der Blickfang auf der Straße.

- Der Briefwechsel zwischen Vater Leopold und Sohn Wolfgang aus der Entstehungszeit des "Idomeneo" ist überliefert, und Leopold fordert darin seinen Sohn deutlich auf, gleichsam "populär" zu komponieren, auf dass das Publikum lange Ohren mache. Was tun Sie als Regisseur, damit die Zuschauer Stielaugen bekommen? Mittmann: Wir zeigen von Anfang bis Ende der Vorstellung - in allerdings stilisierter Form - einen Zeitenverlauf vom Barockzeitalter bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, wo dann das letzte barocke Versatzstück wegfällt und Elektra auf karger Bühne steht. Unsere Inszenierung spielt damit binnen zweier Jahrhunderte - aber eben stilisiert. ( Augsburger Allgemeine vom 10. Januar 2005).

- Ich weiß gar nicht, wo ich bei diesem Klasse Haus anfangen soll! Es passt einfach alles total gut zusammen und du hast auch, wie jedesmal, alles sehr liebevoll gestaltet! Im Bad würde ich mich am liebsten einsperren und mich in die Wanne stürzen! Beim Kinderzimmer hab ich Stielaugen bekommen. Ich hab noch nirgends so ein drolliges Kinderbett gesehen.



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7. Tomaten auf den Augen haben (ugs.)

etwas nicht sehen, nicht bemerken, was andere klar und deutlich erkennen (Duden - Redewendungen, ³2008)


-
Hallo allerseits, weiß jemand, wo die Start-Box fürs Nordic-Walking ist? Vielleicht habe ich ja Tomaten auf den Augen, aber in den Unterlagen finde ich nichts. Dank vorab für die Aufklärung!

-  "Hat der Schiri denn Tomaten auf den Augen?" Zufällig wird auch der Kommentar abgespielt, die mit Abstand lustigste Funktion der Simulation. "Hat der Schiedsrichter denn Tomaten auf den Augen?" oder "Wahnsinn, was ein Hechtsprung!" hört man während des Spieles mehrmals, und dass der Torwart "tausend Arme" haben soll, kauft man dem Kommentator auch nicht mehr ab, wenn er es bereits 30-mal in acht Spielen behauptet hat.

< Forumsbeitrag.> -  Kann ich nicht richtig lesen oder hat der Tester Tomaten auf den Augen. - Kabul, Berlin: Wie es zu erwarten war, versucht die ISAF/NATO jetzt den Nutzen aus der dubiosen Entführung zweier Deutscher in Afghanistan zu ziehen und verlangt 1000 deutsche Soldaten mehr für die dortige Front im "globalen Krieg gegen den Terror". Dabei sind die Entführer offenbar keine "Taliban", sondern kommen aus Kreisen der so genannten afghanischen "Regierung". Man fragt sich angesichts der bürgerlichen Presseorgane und ihres Unsinn´s wirklich, ob die alle Tomaten auf den Augen haben oder bewusst irgendwelche Verbrecher decken, nur weil sie den Segen der NATO haben.

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